Der verwunschene Bach
Diese Komposition entstand nach einer Sage aus meiner Heimat:
Nahe bei Herrenstrunden entspringt die Quelle jenes Baches, an dem einst die meisten Mühlen des Bergischen Landes sich befanden: die Strunde. Nicht immer allerdings entsprang die Strunde an heutigem Ort.
Früher entsprang die Strunde oberhalb unweit der Ortschaft Spitze. Viele Müller nutzten den Bach und jener Müller, dessen Mühle der Quelle am nächsten war, galt als der grimmigste unter seinesgleichen.
Eines Tages zog eine große Horde fahrenden Volkes, vom Rhein her kommend, durch das Bergische Land und die dunkelhäutigen Männer und buntgewandeten Frauen mit ihren Kindern machten Rast auf den Wiesen unmittelbar vor der Mühle dieses Griesgrams.
Als der grimmige Müller das fahrende Volk sah, griff er zum Gewehr, um sie zu vertreiben.
Nur eine alte Frau mit ihrer Kuh blieb auf der Wiese.
Als aber weder die Frau noch Kuh Anstalten machten, die Wiese vor der Mühle zu verlassen,
legte er an und erschoss die Kuh.
Die Frau schnitt einen Ast vom nächsten Strauch, um diesen in den Bach zu werfen und murmelte dabei folgende Worte:
„Versiege, Quelle der Strunde,
von nun an, der Todesstunde.
In allen weiteren Stunden
entspringe bei Herrenstrunden.“
Im selben Augenblick wurde es schlagartig still um die Mühle herum. Nicht ein Tröpfchen Wasser entwich mehr der Erde. Im selben Augenblick aber geschah es auch, dass der trockene Boden nahe Herrenstrunden sich auftat und eine Quelle zu sprudeln begann: die neue Quelle der Strunde.